Freitag, 21. März 2025
Ab sofort gibt’s Wiener Schmäh im Kabarettkeller der Herkuleskeule in Dresden. Mit Johanna Mucha aus Wien wird hier im neuen Stück „Generation XY ungelöst“ eine neue feste Schauspielerin auf der Kabarettbühne stehen. Eine junge Frau, die eine Menge spannender Talente von der Donau mit an die Elbe bringt und die sich durch ihre Schwester bereits bestens in Dresden auskennt, wie sie im Interview verrät:
Sie haben eine eigene Musical-Komödie auf die Bühne gebracht, sind überhaupt im Musicalbereich aktiv, spielen im Film, tanzen und singen. Was reizt Sie, nun auf einer Kabarettbühne zu stehen?
Ich habe Kabarettisten immer bewundert, weil sie nicht nur lustig sind, sondern oft auch politisch und intellektuell. Das zieht mich enorm an! Gerade in Zeiten wie diesen, will ich etwas machen, das die Menschen berührt – im Herzen und im Kopf. Und mich selbst natürlich auch.
Von Wien nach Dresden ist für Künstler eher ein seltener Weg. Wie kam es dazu?
Ich habe einfach eine Veränderung gebraucht. Und wie Falco schon sagte: „In Wien, da bist du erst einer, wenn du woanders einer warst.“ Das stimmt leider noch immer – und ich wollte sehen, was woanders möglich ist. Außerdem ist Dresden einfach eine schöne Stadt!
Die erste bekannte Österreicherin hier in Dresden sind Sie übrigens nicht. Der Sohn des legendären Sachsen-Herrschers August des Starken musste einst die österreichische Kaisertochter Josepha heiraten. Die Dresdner schlossen sie schnell ins Herz. Haben Sie das Gefühl, das könnte auch bei Ihnen klappen?
Uih, Josepha – das war ja 1719, also wirklich schon eine ganze Weile her … Es wird höchste Zeit, dass die Dresdner wieder eine Österreicherin ins Herz schließen, finden Sie nicht? Ich denke, ich habe ganz gute Karten. Die Kolleginnen und Kollegen an der Herkuleskeule haben mich jedenfalls schon sehr herzlich empfangen, und ich hoffe, das klappt auch bald mit allen anderen Dresdnern Und wer weiß: Österreich ist ja in der Habsburgermonarchie auch durch geschicktes Heiraten groß geworden. Vielleicht finde ich hier ja meinen Lieblingsmenschen und bleibe dann einfach für immer …
Ihre Schwester Maria kennt Dresden ja bereits aus Engagements an hiesigen Theatern. Was hat sie Ihnen über Dresden erzählt?
Ich war damals tatsächlich vier Tage lang zu ihrer Premiere hier in Dresden und habe wunderbare Erinnerungen daran. Wir hatten eine richtig schöne Schwesternzeit: viel blödeln, viel albern, aber auch richtig tiefgründige Gespräche. Sie hat mir immer gesagt: Du wärst perfekt für diese Stadt … Ach ja, und sie hat mir die Frauenkirche gezeigt. Wir sind die ganze Zeit zu Fuß unterwegs gewesen, das Wetter war fantastisch, und ich habe mich direkt ein bisschen in die Stadt verliebt. Und sie hat mir übrigens auch noch einen lustigen Fakt über Dresden erzählt: Angeblich gibt es hier mehr Brücken als in Venedig. Wer hätte das gedacht?
Brücken sind derzeit ein ziemlich sensibles Thema in der Stadt; und auch eines fürs Kabarett …
Ohje, ich weiß …
Ihre Familie scheint ja eine Menge Künstler-Gene zu besitzen. Gibt es vielleicht sogar eine familiäre Verbindung zum sehr bekannten Maler und Grafiker Alfons Mucha, der aus Mähren stammte, aber Ende des 19. Jahrhunderts auch in Wien bedeutende Spuren hinterlassen hat?
Alfons Mucha gehört nicht zu meinem Stammbaum, was ich wirklich sehr bedauere - ein bisschen künstlerischer Glanz aus der Richtung hätte uns gutgestanden. Aber was vielleicht interessant ist: Mein Opa mütterlicherseits, Helmut Seibt, war ein außergewöhnlicher Eiskunstläufer und hat bei den Olympischen Spielen 1952 in Oslo die Silbermedaille gewonnen. Meine Oma, Ingeborg Seibt, war ebenfalls eine sehr bekannte Eiskunstläuferin – das Bewegungstalent liegt bei uns also ganz klar in der Familie. Und von meinem Vater kommen das komische Talent und das Timing. Kein Wunder, er hatte früher eine Band. Also eine gewisse Showbühnen-DNA steckt da wohl auch drin …
Sie haben an der Herkuleskeule einen festen Vertrag unterschrieben. Heißt, Sie haben vor länger zu bleiben. Worauf können sich die Keule-Fans freuen?
Ja, ich bin gekommen, um zu bleiben. Die Keule wird mich so schnell nicht mehr los! Dieses Theater ist einfach fantastisch - und ich möchte alles aufsaugen, was es zu bieten hat. Die Keule-Fans können sich auf eine energiegeladene Frau mit viel Wiener Schmäh freuen, die nicht nur über andere, sondern auch gern über sich selbst lacht.
Apropos Wiener Schmäh: Das ist ja quasi so etwas wie ein „eingetragenes Humor-Warenzeichen“. Was kommt da auf uns Dresdner zu?
Der Wiener Schmäh wurde mir quasi in die Wiege gelegt. Er ist schwer zu erklären - entweder man hat ihn oder man hat ihn nicht. Er ist oft derb, extrem schwarz und immer mit einem Augenzwinkern versehen. Aber ich glaube, genau deshalb passt er hervorragend zum Dresdner Humor. Zusammen könnten wir da eine unschlagbare Kombination werden!
Sie sagen von sich selbst, dass Sie auch „ganz schön schräg“ sein können …
Oh, ich bin definitiv keine Frau, die man als „normal“ bezeichnen würde - aber mal ehrlich, wer ist das heute schon?
Sie sitzen ja nun auch regelmäßig in den Programmen im Kabarettkeller im Kulturpalast, haben sich also ein Bild gemacht. Wie beschreiben Sie Freunden, wohin Sie jetzt beruflich wechseln?
Das Ensemble hat mich komplett umgehauen! Ich hatte sofort das Gefühl: Da möchte ich auf die Bühne springen und mitmachen. Von diesen großartigen Künstlern will ich lernen, und mit ihnen möchte ich zusammenarbeiten. Zu Hause in Wien sage ich immer: Die Herkuleskeule ist das Simpl von Deutschland. Das Simpl ist ein legendäres Kabarett in Wien, in dem Größen wie Karl Farkas, Maxi Böhm, Martin Buchgraber, Claudia Rohnefeld oder Michael Niavarani aufgetreten sind - oder noch immer auftreten. Der Unterschied: Während das Simpl nur eine große Revue pro Jahr spielt, ist die Keule politischer und bietet das ganze Jahr über ein vielfältiges Programm. Beides hat seinen ganz eigenen Charme, aber ich freue mich sehr, jetzt ein Teil der Keule zu sein!
Gespräch: Jens Fritzsche